Wimme Gast
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Verfasst am: 28. März 2005 12:25 Titel: Aufklärung nach Kant |
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Hallo!
Wir haben in unserem Geschichtsunterricht besprochen, dass die Aufklärung nach Kant auf der Vernunft beruht.
Dazu sagte mein Geschichtslehrer dann, dass die Vernunft ja die Religion ablösen könne.
Dabei war die Religion eine feste Größe, die Vernunft ist jedoch keine objektive Größe.
In diesem Zusammenhang meinte er, dass die Vernunft ein "irrationaler Wert" sei.
Aber ist das nicht paradox? Das widerspricht sich da selbst?
Entweder habe ich, oder er sich vertan, oder?
Gruß,
Wimme |
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MI Administrator
Anmeldungsdatum: 01.11.2004 Beiträge: 1710 Wohnort: München
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Verfasst am: 29. März 2005 18:04 Titel: |
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Ich fange mal beim Wort "Vernunft". Vernuft heißt im lateinischen ratio, woher auch unsere Worte "rationell" also "vernünftig" und "irrationell", also "unvernünftig" kommen.
In diesem Sinne hättest du berechtigte Zweifel and der Aussage deines Lehrers.
Allerdings spricht er von Vernunft als irrationellen "Wert". Ich würde irrationell hier als "unfassbar" und deshalb "unvernünftig" auffassen. Die Vernunft ist ja nicht messbar, sie ist kein messbarer Wert. Vernunft wird von jedem anderen anders ausgelegt, sie ist halt extrem subjektiv (obwohl die Leute immer behaupten sie würde auf Logik beruhen; dabei beruht sie auf Schlussvolgerungen, die auf unsere Erinnerungen aufgebaut sind - also nicht unbedingt auf logischen Vorbedinungen).
Also hätte er Recht. Bei der Religion weiß jeder, was sie fordert. Die Werte der Religion sind allgemein bekannt. Ende.
Die Vernunft ist nicht "da". Für sie gibt es nur die eigenen Richtlinien - und die sind eben unzuverlässig und können sehr voneinander abweichen.
Wenn jetzt die Vernunft noch kaum Werten unterliegt, so ist sie "irrational" (=unvernünftig), im Sinne von "Wert der Gesellschaft".
So zum Beispiel kann man es auslegen.
Gruß
MI _________________ I have seen war, I hate war
Franklin D. Roosevelt |
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Michel
Anmeldungsdatum: 19.12.2004 Beiträge: 90
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Verfasst am: 01. Apr 2005 15:18 Titel: |
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Naja, die Vernunft als Moralgaukelei abzuschieben ist etwas schwammig. Die Vernunft ist sicherlich eng mit moralischen Vorstellungen (die auslegbar und varriabel sind) verbunden, nichts desto trotz sind die Grundsätze im Gesetz verankert und damit ist die Vernunft rational. Viele sehe nur diese Verbindung nicht, da Kant noch immer sehr abstrakt behandelt wird. Er ist aber mit eine der grundlegenden Personen, die die Gesellschaftsordnung des Abendlandes neu geprägt hat, somit ist er überall zu finden und damit auch die Vernunft.
Weiter halte ich es für viel gewagter den Glauben als festgelegt zu bezeichnen. Da würde ich eher bei der Aussage des Lehrers bleiben. Religion ist sicher an vielen Stellen festgelegt und rational, Glaube aber sicher nicht! _________________ "Wer stetig glücklich sein will, muss sich oft ändern."
(Konfuzius) |
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