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Verfasst am: 16. März 2007 20:05 Titel: |
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Vielleicht liegt dort auch nur ein kleines Missverständniss vor. Wahrscheinlich meinte dein Lehrer nicht, dass es eine Liste von Kriterien gibt, die alle erfüllt sein müssen, damit "Großindustrie" so genannt werden kann, sondern das es bestimmte Kriterien sind, ohne die es überhaupt nicht geht, sondern halt nur Richtkriterien.
Also der kleine regionale Betrieb, der 1000 Arbeiter beschäftigt und nur in der Region seinen Absatz hat kann somit keine "Großindustrie" sein. Das es keine allgemeinen Kriterien gibt, kann man allein daran sehen, dass der Term kein wirklicher mehr ist: Im Brockhaus habe ich ihn nicht gefunden, Definitionen gibt es im Netz nicht.
Allerdings bin ich auch nur ein angehender Abiturient, kann mich also auch mal irren .
Gruß
MI |
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MI |
Verfasst am: 16. März 2007 18:42 Titel: |
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Auch wenn's schon fast ein Jahr her ist trotzdem:
sirius hat schon Recht. Es gibt keine eindeutigen Kriterien, ab wann ein Betrieb zur "Großindustrie" gehört. Nur weil ein Betrieb 1000 Mitarbeiter hat in zwei Werken in Europa gehört er noch nicht zur Großindustrie.
Es ist natürlich richtig - und von sirius bereits gesagt - dass für eine Großindustrie die Faktoren "Arbeitsplätze" und "Standortverteilung" wichtig sind, aber das allein sagt nicht aus, wann ein Konzern ein "Großkonzern" ist.
Zudem muss auch in der Großindustrie noch unterschieden werden.
So gibt es zum Beispiel "Trans National Companies" (TNCs oder auch MNCs genannt), die sich nicht nur durch hohen Umsatz auszeichnen, sondern durch internationales agieren (was so viel heißt, als das der Konzern auch international auf regionale Unterschiede achtet und sich diese zum Vorteil macht) gekennzeichnet gibt.
Demgegenüber gibt es riesige nationale Konzerne, die durch einen geringen Grad an Internationalisierung, aber durch hohe Mitarbeiterzahlen und Umsätze gekennzeichnet sind, und trotzdem zur "Großindustrie" gezählt werden sollten.
Als letztes gibt es natürlich auch eine ganze Reihe von Konzernen, die mit wenigen Mitarbeitern viel Geld erwirtschaften (meist Rohstoffindustrie). Schau dir zum Beispiel ExxonMobile an. Die haben "nur" rund 83.000 Mitarbeiter und damit nur rund ein hundertstel von Wal-Mart und ein Viertel von Daimler-Chrysler, dennoch hat dieses Unternehmen den weltgrößten Umsatz. Es lassen sich bestimmt auch Betriebe mit nur 5000 Mitarbeitern finden, die lediglich in einem Land agieren, aber dennoch vielleicht eine Milliarde an Umsatz erwirtschaften und als solche von mir zur Großindustrie gezählt werden.
Den "Anziehungsfaktor" würde ich übrigens nicht als wichtigen Faktor für die Großindustrie betrachten. Dieser ist (außer bei High-Tech-Informationsunternehmen wie Google) automatisch relativ hoch, wenn der Betrieb relativ groß ist.
Gruß
MI |
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sirius |
Verfasst am: 23. Mai 2006 21:46 Titel: Großindustrie |
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Nein, es gibt keine objektiven Kriterien, ab wann ein Betrieb zur Großindustrie gehört. Und die Zuordnung ist auch von der Zeit abhängig - insofern gehört die Frage durchaus hierher. 1890 war ein Betrieb mit mehr als 50 Arbeitern durchaus ein Großbetrieb. Er beschäftigte dann auch "Fabrikbeamte", Leute also, die in angelsächsischen Ländern als "white collars" auftreten und heute als Angestellte (neben den eigentlich industrie-typischen Arbeitern).
Heute nennen sich Betriebe mit über 1000 Beschäftigten noch "mittelständisch" und setzen sich so von Großunternehmen wie Siemens, VW, Daimler u.ä. ab. Sicher sind die Großunternehmen heute i.a.
- international aufgestellt
- meist AGs
- in ihrem Leistungs-/Produktionsspektrum diversifiziert
- auf mehre Standorte (auch in D) verteilt.
Aber wie gesagt: das sind Hinweise, aber keine Definition. Die gibt es auch nicht, schon weil der Begriff nicht frei ist von politischer Zuordnung.
Ökonomische Grüße
Sirius |
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