Talh |
Verfasst am: 19. Dez 2007 18:28 Titel: |
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Numerius Arabes hat Folgendes geschrieben: | Der Islam über ein halbes Jahrhundert jünger als das Christentum. Daher kann der Islam gar nicht die selben Entwicklungen volzogen haben, wie es das Christentum tat. | Du hast natürlich Recht wenn du sagst, der Islam ist jünger als das Christentum. Aber die These, dass er nur deshalb weniger weit entwickelt sei (ob er das tatsächlich ist, allein darüber könnte man streiten) halte ich für fragwürdig. Entwicklungen gibt es nicht, weil Zeit vergeht, sondern aus Notwendigkeit. Rein zeitlich ist es also möglich, dass sich Religion A so weit entwickelt wie Religion B, obwohl Religion B um einiges älter ist. Einzige Bedingung dafür ist: Religion A muss unter dem Druck stehen, sich schnell an eine Situation anzupassen. Das gilt für die biologische Evolution, für kapitalorientierte Unternehmen, für soziale Gefüge wie z.B. ein Staat, und auch für Religionen und Weltanschauungen |
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Talh |
Verfasst am: 24. Okt 2007 20:53 Titel: |
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Teilweise, aber nicht nur. Sonst müssten ja auch die vorwiegend christlich beeinflussten westlichen Länder rückständig sein, weil das Christentum die Bibel als Grundlage der Rechtsprechung ansieht. Ein wichtiger Hauptgrund für den Vorwurf des Westens, der Islam sei rückständig, ist, dass es in den meisten islamischen Ländern keine klare Trennung von Religion und Staat gibt. Im Westen jedoch war die Säkularisation eine der wesentlichen Errungenschaften der Aufklärung und ein bedeutender Pfeiler des modernen Selbstverständnisses der westlichen Staaten. Zu dem negativen Islambild hinzu kommen dann noch schlechte Erfahrungen mit den muslimischen Einwanderern und teilweise gar nicht islamische Bräuche, die aber von manchen Muslimen gepflegt werden, z.B. die Genitalverstümmelung der Frau. Auch eine Rolle spielen Geschichte und Politik: das sog. "christliche Abendland" hat immer wieder Krieg mit dem "islamischen Morgenland" geführt, seien es die Kreuzzüge, die Reconquista, die Abwehr der Türken oder jüngst Balkankonflikt und Golfkriege. Da gibt es auf beiden Seiten Parteien, die glauben, man müsse an irgendwelche Traditionen anknüpfen und für irgendetwas Revanche fordern. Dem Gegner dann Rückständigkeit vorzuwerfen, kommt immer sehr gelegen. So schürt man natürlich auf beiden Seiten Hass, leider, denn die Geschichte hat auch gezeigt dass es einen toleranten und friedlichen Austausch zwischen den westlich geprägten und den islamisch geprägten Kulturen geben kann... |
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