Talh |
Verfasst am: 14. Apr 2006 00:53 Titel: |
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Ich schtze mal, dass eine Antwort subjektiv ausfallen wrde. Von welchem Land reden wir denn - nur von Frankreich oder von allen Lndern, die sich mehr oder weniger von der Franzsischen Revolution haben beeinflussen lassen? Und von welchem Zeitraum - von der Napoleonischen ra oder von der Gegenwart?
Was Deutschland anno 2006 angeht, sind mE alle aufgezhlten Punkte noch irgendwo vorhanden:
- unser Adel wurde 1918 entmachtet und seine Lndereien gingen grtenteils in den Besitz der Weimarer Republik, was den ostdeutschen Adligen brig blieb, wurde von der DDR enteignet und auch von der BRD nicht mehr zurckgegeben;
- unsere Verfassung sichert die Menschenrechte;
- ebenso unsere persnlichen Freiheiten;
- in Deutschland sind Frauen den Mnnern gleichgestellt und (offiziell) gleichberechtigt;
- wir haben Pressefreiheit und die Zensur ist im Vergleich zu anderen Lndern sehr gering;
- wir haben die Wehrpflicht;
- unsere Wirtschaft ist nicht so liberal wie in den USA oder anderen Lndern, aber schon irgendwo kapitalistisch, die liberalen Grundzge sind da;
- wir haben ein relativ humanes Strafrecht (gute Unterbringung von Gefangenen, Resozialisierung, keine Folter, Todesstrafe oder krperliche Strafen (z.B. Handabhacken, wie in manchen Lndern blich)) ;
- wir haben einen wiedervereinigten, souvernen Nationalstaat, den wir ohne das Engagement vieler Deutscher nie gehabt htten. Vielleicht gibt es heute keine starke Nationalbewegung mehr (mit Patriotismus tun sich die Deutschen ohnehin schwer, auer beim Fuball ), aber es gibt genug Leute, denen das Schicksal speziell ihres Landes nicht vllig egal ist.
In anderen europischen Lndern sieht es sehr hnlich aus. In vielen gibt es noch Monarchien, aber der Absolutismus ist abgeschafft, und auch die Leibeigenschaft gibt es in Europa nicht mehr.
Was das "Negative" angeht, da fllt mir (auer zu den Menschenrechten) zu jedem Punkt was ein. Es hat eben alles nicht nur eine sonnige Seite, sondern wirft auch Schatten.
- Zum Beispiel die liberale Wirtschaft: Das kann zum bersteigerten Kapitalismus fhren, der im schlimmsten Falle einfach zusammenbricht wie z.B. beim Brsencrash 1929 und auf einen Schlag Millionen Menschen arbeitslos macht. Aber man braucht nicht mal nen Brsencrash. Heute werden doch fast jeden Tag mehrere Hundert Angestellte von irgendeinem groen Konzern einfach "wegrationalisiert", um sich "den Bedingungen des Marktes anzupassen"
- Die Rechte der Frauen: Viele Frauen wollen Karriere machen und keine Familien mehr grnden - Folge: wir haben in Deutschland fast keine Kinder mehr, der Generationenvertrag tritt damit fast vllig auer Kraft und hat schwerwiegende Folgen => meine Generation darf gucken, wo sie ihre Rente herkriegt. (Das ist nicht frauenfeindlich, sondern die Realitt. Um die zu beruhigen, die mir eventuell dennoch bse Absichten unterstellen wollen, mchte ich anmerken, dass ich selbst eine Frau bin.)
- Humanisierung des Strafrechts: Wir knnen besonders brutale Verbrecher, Mrder, Vergewaltiger, Kinderschnder etc. nicht so behandeln, wie sie es vielleicht "verdient" htten (wobei ich persnlich denke, dass ohnehin kein Mensch, auch kein noch so schlimmer Verbrecher, eine krperliche Strafe "verdient" hat - aber das steht ja hier ohnehin nicht zur Debatte und braucht es auch nicht )
- Oder die Meinungsfreiheit: Wir knnen z.B. rechts- wie linksextremen Parteien nicht so einfach den Mund verbieten. Oder (wegen der persnlichen Rechte) ihnen verbieten, sich zu Parteitreffen und Demos friedlich zu versammeln.
Summa summarum halte ich die Vernderungen, die die Franzsische Revolution bewirkt hat, aber dennoch fr positiv.
Aber Stopp!
Eigentlich drfen wir hier gar nicht von der Revolution reden. Die war ja nicht einfach so da. Reden wir also von der Aufklrung; ich denke, DIE ist an allem Schuld, nicht die Franzsische Revolution; sie war die Lawine, aber die Aufklrung war der Stein, der sie ins Rollen brachte. 1789 ist nur ein Datum, aber man vergisst viel zu schnell die ganze Epoche drumrum. Die Franzsische Revolution htte niemals in anderen Lndern eine Vernderung auslsen knnen, wenn nicht zuerst aufklrerische Gedanken das morsche System des Absolutismus dort "infiltriert" htten. Deshalb war die Reaktion in den anderen europischen Lndern auch unterschiedlich stark.
Ich kann mich innerhalb des Raumes, der von meinen Rechten, Freiheiten und auch Pflichten grozgig abgesteckt ist, heute freier bewegen und entfalten, als ich es gekonnt htte, wenn ich im 18. Jhd. in meinen jetzigen gesellschaftlichen Stand (das Kleinbrgertum) hineingeboren wre. Als Frau, wohlgemerkt. Es gibt eine wesentlich grere soziale Mobilitt als frher, das heit, die sozialen Unterschiede sind nicht mehr unberwindbar. Es gibt ein wenig mehr Gerechtigkeit, mehr Mglichkeiten und Chancen. Mehr Freiheiten gehen einher mit mehr Pflichten, aber das betrachte ich als fairen Handel. Es mag Menschen geben, die gerne willenlose Untertanen sind; ich jedenfalls nicht. Ich will den Mut haben, mich meines eigenen Verstandes zu bedienen. Das fordert die Aufklrung, und das war Auslser und Folge der Franzsischen Revolution und aller Folgerevolutionen in Europa. Von 1789 bis zu den jngsten Studentenunruhen in Frankreich. (Die man nicht als "Revolution" bezeichnen kann, aber es ist ganz im aufklrerischen Sinne die Mndigwerdung derer, die fr ihre Rechte auf die Strae gehen.)
So. Tut mir leid, dass ich etwas pathetisch geworden bin, aber bei dem Thema kann ich nicht anders
Also, ich halte das fr eine positive Entwicklung. Du nicht? Was hast du daran auszusetzen? |
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guzi |
Verfasst am: 13. Apr 2006 17:24 Titel: Franz. Revolution - Wirkungen |
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Hallo!
Mich interessieren vor allem die Wirkungen der franzsischen Revolution, insbesondere was die Massenideologien (Liberalismus, Marxismus, Nationalismus etc) angeht. Ich habe nun schon ziemlich viel gelesen, aber diese Wirkungen finde ich irgendwie nicht richtig.
Auch sind die Folgen meist so positiv beschrieben und ich habe das Gefhl, dass mein Lehrer eher die negativen hervorhebt.
Ich zhle mal auf, was ich habe:
1 Ende feudaler Abhngigkeiten
2 Sieg der Menschenrechte
3 persnliche Freiheit des Einzelnen
4 Fortschritte bei den Rechten der Frauen
5 freie Meinungsuerung
6 Volksheere (von Ideologien geleitet)
7 liberale Wirtschaft
8 Humanisierung des Strafrechts
9 Entwicklung der Nationalbewegungen
Bei 5, 6 und 9 kann ich negative Dinge erkennen. Bei 5 die Presse als "Machtfaktor", bei 6 die unkontrollierbaren Massen, was ja auch auf 9 zutrifft.
Aber der Rest ist alles so positiv. was davon ist denn wirklich nach der franz. Rev. geblieben?
So das reicht erstmal als Fragen! Hoffe auf Antworten! |
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