MI |
Verfasst am: 01. Okt 2007 19:26 Titel: |
|
Nein, zu viel Text ist's nicht, damit können wir wohl leben .
Es ist aber eine interessante Fragestellung. Leider gehört sie (mal wieder) nicht zu meinen Spezialgebieten - in dieser Zeit kenne ich mich nur leidlich aus.
Ich habe aber mal versucht, mich zu informieren und bin - nach schwieriger Suche - fündig geworden. Überall steht nur, dass es die Plebejer schwer hatten, nirgendwo steht warum. Folglich muss der Grund also auf der Hand liegen (oder ist nicht bekannt). Wenn er aber auf der Hand liegt, dann kann das wohl nur bedeuten, dass:
1. Nach einer gewissen Zeit haben sich viele Familien etabliert, es ist nun einfach "kein Platz" mehr für andere Familien, oder
2. durch die Kontrolle vieler Familien (die schon zur Nobilität gehörten) konnte keine Familie mehr genug Reichtum/Macht ansammeln, um in den Kreis aufgenommen zu werden, obwohl vielleicht Platz gewesen wäre.
Und so war es denn auch. Ich zitiere daher einmal aus der Propyläen Weltgeschichte (Band 4, S.75, "Die Verfassung der klassischen Republik"):
Zitat: | In den ersten hundert Jahren anch dem Ende des Ständekampfes, von 366 bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts, haben zahlreiche plebejische Familien Nobilität errungen; besonders während der schweren Samnitenkriege konnte mancher unbekannte Plebejer sich im Felde auszeichnen und in das Konsulat aufsteigen. Aber viele dieser Familien traten bald wieder ins Dunkel zurück; es gelang keinem ihrer Angehörigen mehr, das Konsulat zu bekleiden, oder die Familie starb aus. [...] Nach den Samnitenkriegen hatte sich die Lage dann so weit ausgeglichen, dass es eine feste Gruppe von plebejischen Familien gab, [...].
Obwohl grundsätzlich jedem Plebejer das höchste Amt offenstand, wurde es seit der Mitte des 3. Jahrhunderts und dann besonders seit dem Hannibalischen Krieg immer schwieriger, in den sich fester abschließenden Kreis der patrizisch-plebejischen Nobilität einzudringen. Man sprach schließlich von einem homo novus, [...]. |
Der Kreis der Mitglieder der Nobilität war also - wenn ich das hier richtig interpretiere, einfach zu eng geworden. Die mächtigen Familien waren sich selbst genug. Man brauchte einfach kaum neue Leute mehr.
Im Grunde würde ich das (in stark vereinfachter Form) mit den Vorgängen in europäischen Städten im Mittelalter vergleichen: Nachdem die Aristokratie, repräsentiert durch den Stadtherrn, "abgesetzt" war, trat an seiner Stadt ein (theoretisch für alle offener) Stadtrat ein. Dieser wurde aber im Laufe der Zeit von einigen wenigen Patrizierfamilien dominiert, die sich die Ämter gegenseitig zuschoben (in Rom musste man wohl auch noch Volksvertreter überzeugen, die bei der Wahl ansässig waren) - bis es dann zum nächsten Knall ein paar Jahrhunderte später kam.
(Bitte diesen letzten Abschnitt nur als Gedankenanregung nehmen, das ist überhaupt nichts Zitierfähiges ).
Gruß
MI |
|