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Verfasst am: 25. Feb 2008 22:43 Titel: |
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Wie du vielleicht mitbekommen hast, sind wir ein recht kleines Forum (noch - ich hoffe ja immer noch auf Wachstum ) und da kann die Beantwortung einer Frage schon einmal ein, zwei Tage dauern. Und wenn sie dann so unprzise gestellt ist wie die Deine, dann ist es berhaupt kein Wunder, wenn du keine passenden Antworten erhlst. Wie sollen wir denn auch (im anderen Thread) darauf kommen, dass du den Regierungsstil von Karl dem Groen meinst, wenn du einfach nur fragst: "Wie regierte er?"?
Nun dennoch vielleicht ein paar Ideen zu deiner Frage:
1. Kultur: Karl der Groe versammelte viele Gelehrte und Kunstschaffende an seinem Hof; so erlebte die Zeit einen groen, kulturellen Aufschwung. Neben greren geistlichen Bauwerken entstanden auch verschiedene weltliche Dinge. Auerdem versuchte er eine Art "Schulwesen" zu entwickeln, dass einer breiteren Schicht der Bevlkerung Zugang gewehren wrde. Dieser moderne Zug hinterlie einen bleibenden Eindruck in der Geistesgeschichte Europas.
2. Auenpolitik: Naja, in den Kriegen (besonders den Sachsenkriegen) ging er nicht gerade zimperlich mit seinen Gegnern um (man sagt er habe mehrere Tausend Sachsen fr ihren Ungehorsam enthaupten lassen) und hat sich - im heutigen Sinne - nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Allerdings hat er auch damals schon fr sein Vorgehen Kritik erhalten! Eigentlich war er auch stndig in irgendwelche auenpolitischen Konflikte verwickelt - wie viele groe mittelalterlichen Knige/Feldherren (u.a. z.B. William the Conqueror).
3. Innenpolitik: Nun ja, Karl hat nichts an den feudalen Ordnungen gendert, falls dich da besonders interessiert. Er hat allerdings durch eine straffere Organisation der kniglichen Gter dafr gesorgt, dass der Hof nicht unter Nahrungsengpssen litt. Ich vermute, das wird dem ein oder anderen Bauern berhaupt nicht gut gefallen haben, aber auf der anderen Seite drfte er damit auch eine wesentlich stabilire Herrschaftsform erreicht haben, weil er nicht immer mal wieder Extrasteuern erheben musste, um den knglichen Nahrungsknappheiten zu umgehen.
Wie auch immer: Es ist sehr wichtig zu betonen, dass Karl kein absoluter Herrscher war. Er konnte ja auch nicht berall sein, daher bernahmen seine Grafen den Groteil der Verwaltungsarbeit in ihren Bereichen. Wenn man also wissen mchte, wie es den Leuten wirklich ging, msste man deren Stil analysieren - Karl gab lediglich Richtlinien vor. Es gab keine einheitliche Rechtsprechung, allerdings eine Pflicht des Brgers auf Befehl vor Gericht zu erscheinen. Ferner musste man am Kriegsdienst teilnehmen und auerden ein "gottgeflliges Leben" fhren. Das waren - in groben und unvollstndigen Zgen - einige der Richtlinien Karls. Er achtete aber wohl darauf, dass auch "recht gesprochen" wurde, anstatt immer nur zu "richten", indem er Boten berall hinsandte, die ihn darber informierten, ob auch jeder zu seinem Recht kam. Gleichzeitig kontrollierte er so die Bevlkerung, denn die Boten hatten auch die Aufgabe, zu schauen, ob denn auch jeder seinen Eid gegenber dem Reich abgelegt hatte. Wurde dieser gebrochen, konnte das fr den Eidbrecher schwere Folgen haben (eine Art "Verbannung" durch den kniglichen Bann wurde ausgesprochen).
Auf der anderen Seite bewahrte er sich aber auch das alleinige (!) Recht, in besonders wichtigen Streitfragen Recht zu sprechen, sodass er dann selbst als Schlichter auftreten konnte. Ich sehe das Ganze auch als Kontrollinstanz. Aber wie auch immer: Im Grunde gab es sehr viel Freiraum - von einem "einheitlichen Stil" kann man nicht sprechen.
So viel von mir.
Gru
MI |
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